Jenny's verrückte Welt
  Ich und BPS
 
Ich und BPS

Ja, auch ich habe mit dieser Erkrankung zu kämpfen, und es ist oft nicht leicht seinen Alltag damit zu bewältigen. Leider ist BPS zwar bekannt, jedoch ist es in meinen Augen auch ziemlich verschrien.
Darum möchte ich gerne mal aufschreiben wie ich mit BPS lebe, welcher Erfahrungen ich mit meinen Mitmenschen gemacht habe und wodurch gewisse Verhaltensmuster ausgelöst werden.
Es wird mitunter sicher sehr emotional und vielleicht auch krass und unverständlich. Ich werde jedoch mein bestes geben es für Außenstehende begreiflich zu machen.



So fing es an

Meine ersten Erfahrungen mit Selbstverletzendemverhalten (SVV) machte ich im Alter von 11 oder 12 Jahren. Zu der Zeit kam ich einfach mit den Problemen zwischen meinen Eltern nicht mehr klar.
Damals war ich sehr in mich gekehrt und verletzte mich meist in der Schule mit einem abgebrochenem Linial. Es waren keine richtigen Schnitte, eher eine aufgeriebene Wunde, wie verbrannt. Mitbekommen hat es zu diesem Zeitpunkt niemand.
Das Selbstverletzen war zu diesem Zeitpunkt nicht sehr arg ausgeprägt, nur in wirklich krassen Situationen verletzte ich mich selbst.
Depressionen gab es da noch nicht wirklich, Traurigkeit und Verstörtheit wegen dem was Zuhause so vor sich ging machten sich Phasenweise breit. Mein Verhalten Zuhause wurde schlechter, ich wurde aufmüpfig und frech, überschritt zu gerne Grenzen, nur um ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen.
So mit 13 waren Grenzen für mich lächerlich. Schon mit 12 fing ich an zu rauchen, mit 13 war ich das erste mal im alkoholischen Vollrausch und fand schnell Gefallen daran. Meine Mutter fand das natürlich nicht in Ordnung, was mir aber ziemlich egal war, da ich bei meinem Vater trinken durfte so viel ich wollte und auch das Rauchen fand er nicht weiter schlimm, er finanzierte mir Beides.
Durch den Alkoholkonsum stellte ich das Selbstverletzen zurück, hatte jedoch durch Wutausbrüche und paradoxem Verhalten derbe Schwierigkeiten in meinem Umfeld.

Ich flüchtet mit 17 in die Drogen, nahm Kokain und damit kamen auch die Depressionen. Auch das Selbstverletzen kam wieder häufiger und vor allem heftiger vor.
Durch den Drogenkonsum hatte sich alles verstärkt, aber ich kann nun stolz sagen, dass ich seit dem Jahr 2005 keine Drogen mehr nehme.
Alkohol wird schon noch getrunken, an den Wochenenden wenn Besuch hier ist, oder wenn ich mal auf einer Feier bin.



Denkweisen

Meine Denkweisen erschweren mir sehr oft den Umgang mit anderen Menschen. Kleinste Dinge werden in meinem Kopf riesengroß. Meine Gedanken schießen dann quer durcheinander.
Wenn mir jemand aus irgendwelchen Gründen, die mir nicht erklärbar sind, aus dem Weg geht, beziehe ich das direkt auf mich, ich denke sofort ich habe etwas falsch gemacht, denke der jenige mag mich nicht mehr.
Jede Person die mir wichtig ist steht in meinem Kopf immer auf einer Waage, ich habe immer Angst diese Personen zu verlieren. Auch wenn mir bewusst ist, dass diese Personen mich nicht einfach hängen lassen, handel ich immer sehr emotional oder impulsiv.
Meine Gedanken verlaufen in alle möglichen Richtungen. Jedoch halte ich meist immer an negativn Dingen fest. In meinem Kopf ist das alles zeitweise auch sehr logisch. Wenn sich jemand nicht bei mir meldet, keinen Kontakt mehr zu mir sucht, dann sagt mein Kopf, dass es an mir liegt, dass ich einfach so ein schlechter Mensch bin, der es nicht verdient hat liebe und nette Leute um sich zu haben. Andere Möglichkeiten ziehe ich meist nur kurzzeitig in betracht.


Ängste

Mit der Zeit habe ich viele Ängste entwickelt. Verlustangst ist eine der größten. Wie schon unter Denkmuster beschrieben, habe ich immer das Gefühl Menschen zu verlieren. Ich klammere mich deshalb sehr an Jeden der mir wichtig ist. Selbst bei Leuten, bei denen ich weiß dass sie dieses Verhalten nicht mögen, mache ich das, es passiert unbewusst und ist nur teilweise für mich zu kontrollieren.

Dazu habe ich Angst vor allem was mir fremd ist. Fremde Menschen, vor allem weibliche Personen, stellen bei mir derbe Probleme dar.

Die schlimmste Angst, die mich am meisten einschränkt, ist die Angst das Haus zu verlassen. Diese Angst trat in den letzten Jahren immer mal wieder zeitweise auf, hat sich aber nun ziemlich in meinem Leben gefestigt und arg verankert.
Wovor ich Angst habe kann ich nicht mal genau äußern. Ich habe immer das Gefühl, dass ich unter gehe weil nix eine geregelte Struktur hat.
Zudem habe ich immer das Gefühl, dass ich mit meinem Handeln, Auftreten und Denken schlimme Dinge hervorrufen könnte. Mir ist zwar bewusst, dass das nicht möglich ist, aber mein Kopf sagt mir dann wieder was anderes.
Wenn ich z.B. eine Verabredung habe, wo ich alleine hinfahren muss, dann muss das für mich komplett durchgeplant sein, ansonsten übersteigt mich komplette Panik. Spontanität ist für mich daher nicht möglich.


Lebensstil

Einige Leute würden mich als schlampig oder gar schlimmer beschreiben, da ich immer in einem gewissen Grundchaos lebe. Früher war es um einiges schlimmer muss ich dazu sagen. Jedoch brauche ich mein Chaos, sonst fehlt mir was. In einer total geordneten Wohnung würde ich glaube ich in kürzester Zeit abdrehen und sie einmal gründlich verwüsten, damit man sieht, Jenny war hier.
Ordnung gibt es nur bei Dingen die mir extrem wichtig sind. So sind z.B meine Aufzeichnungen über meine Tiere (Gewichtskontrolle etc.) total geordnet und ordentlich verfasst.
Struktur habe ich wenig in meinem Alltag. Ich bin zwar gut da drin Dinge zu planen und Sachen zu organisieren, jedoch klappt das für alltägliche Dinge nicht. Ich weiß jedoch, wie gut mir so eine gewisse Struktur tut, jedoch schmeiße ich sehr schnell Sachen hin, lasse sie schleifen oder fange Dinge die ich mir vorgenommen habe gar nicht erst an.


Selbstverletzendesverhalten (SVV)

Leider ist es ja oft so, dass mit Borderline immer nur Ritzen in Verbindung gebracht wird.
Klar, das gehört auch dazu, aber nicht jeder BPS-Betroffene ritzt. Viele verletzen sich auch auf andere Arten. Es gibt schwere Fälle wo der Betroffene sogar Rasierklingen schluckt oder andere Dinge zu sich nimmt um sich selbst Schaden zuzufügen. Jedoch besteht BPS nicht nur aus Selbstverletzen, wie es leider viele denken, aber dazu später mehr.

Ich verletze mich ja schon lange selbst. Es gab sogar Zeitspannen von mehreren Jahren wo es gar nicht vorkam und dann kamen irgendwelche emotionalen Rückschläge, welche mich dazu brachten wieder zum Messer zu greifen.
Bei mir sind es keine kleinen Kratzer, sondern meist richtig tiefe Schnitte,meine Arme und Beine sind von großen Narben gezeichnet.
Das Verletzen passiert nicht bewusst, meist registriere ich erst wenn es blutet was ich gemacht habe. Es ist nicht so, dass ich mich an diese Handlung nicht erinnern kann, ich nehme sie nur in dem Augenblick nicht wirklich wahr. Es ist dann eher dumpf und rauschend in meinem Kopf.
Warum das passiert? Ich schneide nur wenn ich emotional überfordert oder emotional verletzt bin. Ich will den seelischen Schmerz dann durch körperlichen Ableiten. Erst danach bin ich so gelöst, dass ich über meine Emotionen nachdenken kann. Es ist Druck der dadurch abgebaut wird.
Manchmal fühle ich mich auch emotionslos und leer, auch dann kann es vorkommen dass ich einen neuen Schnitt ansetze, um zu merken dass ich doch noch was empfinden kann.



Emotionen

Emotionen sind für mich etwas sehr kompliziertes. Oft kann ich Emotionen nicht richtig zuordnen. Wenn ich wieder in so einer Situation bin, dann werden diese Gefühle erst mal zu einer allgemeinen Wut. Wenn ich dann nicht rausfinde woher diese ungeordneten Gefphle kommen wird es zu Wut gegen mich und dann wieder zu einer allgemeinen Wut. Aggerssionen bleiben dabei nur selten aus.
Dieses Emotionschaos führt zu derben Stimmungsschwankungn.



Stimmungsschwankungen

Auch dies ist ein Thema, welches den Alltag ziemlich belastet.
In einem Augenblick bin ich super gut gelaunt, habe das gefühl ich könnte Bäume ausreißen, habe Spaß an irgendeiner Sache, doch das kann innerhalb von einer auf die andere Minute umspringen. Meist werde ich schlagartig sehr traurig oder koche vor Wut. Ruhiges Reden fällt mir dann besonders schwer. Oft kann ich nicht mal ausdrücken warum ich dann so angefressen oder traurig bin.
Aber so schnell wie dieses Tief dann auch gekommen ist, so schnell verschwindet es oft auch.
Jedoch fühle ich mich ständig unverstanden, vor allem wenn man meinr Situation dann kein Interesse entgegen bringt.



Allgemeine Launen

Ich fahre sehr schnell hoch. Wenn ich nervlich angekratzt bin nervt mich jede Kleinigkeit, das zeige ich auch deutlich. Wenn aber der Jenige dies nicht sieht und mich weiterhin mit unsinnigem Kram vollabert oder gar nicht darüber nachdenkt, was er sagt oder tut, dann platzt hier schnell mal eine kleine Jenny-Bombe.
Meiner Wut muss ich oft auf extreme Art und Weise freien Lauf lassen. Da wird auch schon mal etwas gegen die Wand geworfen.

Hochgefühle sind eher selten bei mir. Wenn mich eine solche Welle erfasst, dann bin ich teilweise völlig euphorisch. Leider verfliegen diese fröhlichen Momente sehr schnell, da mir fix bewusst wird, oder ich es mir zumindest einrede, dass es keinen interessiert, dass es mir gut geht.

Traurigkeit und ein Gefühl von innerlicher Lähmung ist glaube ich das was mich am meisten begleitet.
Ständig fühle ich mich wie betäubt. Plötzliche Traurigkeit überwältigt mich und lässt auch nicht nach.
Woher diese Traurigkeit kommt ist unterschiedlich. Es gibt Kleinigkeiten die mich traurig machen, aber auch andere Dinge die mit großen Emotionen zusammenhängen machen mich arg traurig.



Depressionen

Die Depressionen sind das Schlimmste.
Oft ist es so, dass ich morgens aufwache und direkt denke: " Was ein scheiß Tag."  - Oder ich wache auf und beginne sofort zu weinen.
Die Antriebslosigkit zieht sich meist über mehrere Tage bis zu Wochen hin. Spezielle Gründe sind für mich in der Situation nicht erkennbar. Drüber nachdenken und versuchen es rauszufinden strengt mich so derben an, dass wieder eine gewisse Wut dazu kommt und alles noch verstärkt wird.
Ablenkung ist dann sehr wichtig. Ich brauche dann einfach etwas zutun, etwas was ich nicht alleine mache. Etwas spielen, etwas planen, einfach etwas mit jemandem zusammen machen, jedoch bin ich dann nicht in der Lage zu sagen was ich will. Man muss mich mitreißen, sonst kommen schlagartig Weinkrämpfe dazu und dann ist es meist zu spät.



Änderungen in meinem Leben
(08.07.2011)
In den letzten Wochen und Monaten gab es viele Veränderungen in meinem Leben. Natürlich sind alle Dinge noch immer da, verschwinden werden sie ja nie, jedoch habe ich viel für mich gelernt, und vor allem viel ÜBER mich.
Ich habe gelernt gewisse Verhaltensmuster besser zu kontrollieren. Wut über unverstandene Emotionen richtet sich nun nicht mehr so schnell gegen mich, sondern gibt mir mitlerweile eine Auszeit auf dem Sofa, eingerollt in meine Decke.
Das klingt völlig unsinnig, aber es hat mir schon oft sehr geholfen in der letzten Zeit.
Verletzt habe ich mich schon lange nicht mehr, jedoch merke ich oft, dass der Druck kommt. Dies geschieht aber nicht mehr binnen Sekunden oder Minuten, sondern es ist in letzter Zeit so, dass es sich über Tage etwas steigert. So merke ich jetzt frühzeitig, dass ich etwas machen muss um das abzuwenden.
In meiner Beziehung, welche seit 6 Jahren besteht, gab es oft und viel Streit, Streit welcher sehr laut endete und meist mir direkt wieder den Druck zum schneiden gab. Mitlerweile ist es anders, es gibt Streit, aber viel ruhiger, leiser, kürzer und vor allem sachlicher.
Auxh habe ich den Kampf gegen meine Ängste in den Angriff genommen, und ich finde, es hat sich schon einiges verbessert. Der Gang alleine zum Kindergarten um meine Tochter abzuholen ist nun schon normal, und ich habe es nun auch schon oft genug geschafft ALLEINE (das war immer das größe Problem) mit ihr raus zu gehen, einzukaufen... Für mich ein wahrer Erfolg.
Sicher geht noch nicht alles, aber ich habe wieder das Gefühl "öfter" glücklich zu sein.
Ich darf das ales nicht schleifen lassen, ich will nicht wieder so einbrechen wie im Jahr 2009.

Meine Skills

- Fotografie - sobald ich mich schlecht fühle ist ein Blick durch den Sucher, genau das was mir gut tut.

- Gerüche - es gibt einen speziellen Herrenduft, welchen mein Exfreund früher getragen hat, dieser hat mich schon damals sehr beruhigt und ich merkte, dass es mir noch heute hilft wenn ich dies rieche.

- Treppe rauf, Treppe runter - wenn ich vor Wut schäume geht es ab ins Treppenhaus, einmal bis nach unten und dann wieder hoch. Manchmal auch 2 mal.
Hilft und ist gut für die Figur


Eventuell beginne ich in ein paar Tagen einen Blog über Borderline zu schreiben.
Eine Art Tagebuch von mir, für Betroffene vielleicht auch ganz interessant.


 
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